Teil 1: Arbeitstechnik & Lean Organization: Wie Andy Keel 4 Firmen in Teilzeit führt.
3 November 2017 - Michel Reymond

Andy Keel ist ein serial entrepreneur. Seine Unternehmen entstehen aus einer persönlichen Betroffenheit (wie sein gesellschaftlicher Beitrag an die Vereinbarkeit, die Teilzeitkarriere) oder einen Interessensgebiet (wie die Betonküchen und -Bädern). Wenn Andy etwas macht, dann richtig, und vor allem unternehmerisch. Wie er es schafft, vier Firmen in Teilzeit zu führen, erklärt er in seinem zweiteiligen Blogbeitrag.

Die Ausführung beziehen sich sowohl auf ICT & Consulting Branche aber auch für 2 Produktionsbetriebe (Betonwerk & Schreinerei). Weitere Infos zu Andy Keel: Keel.at

Lean Organization:
Oft werde ich gefragt: Wie machst Du das?
Und ich stelle immer wieder fest, dass Menschen (insbesondere aus der corporate Welt) ganz aufmerksam zuhören, wenn ich von Redbooth, Stories & meiner Arbeitstechnik erzähle. Für uns ist das alles normal – doch da draussen scheint das nicht normal zu sein.

Wir haben in allen Firmen einfache Regeln und Tools:

  1. Alle sehen alles

Wir haben sämtliche Dokumente, Lohnabrechnungen, Lieferanten Rechnungen, unser Bankkonto Saldo, Spesen, Jahresabschlüsse in der Cloud. Alle haben darauf Zugriff – jeder kann sich jede Information selber beschaffen.

Effekt: Wir haben praktisch keine Meetings sondern höchstens Arbeitssitzungen, der Informationsfluss ist durchgängig. Transparente Löhne führen zu transparenten Leistungen, auch für mich als Inhaber.

Mitarbeiter sehen meine Lohnabrechnung & Spesen

  1. Alle entscheiden selber: #Vertrauenskultur

Wir haben definiert, wer was macht und wie unsere Schnittstellen sind.

Mitarbeiter lösen Bestellungen selber aus, erfassen Ihre Spesenabrechnungen in Bexio, Entscheiden über Rabatte und Kundenaufträge und nutzen

die Firmenkreditkarte welche mit Prüfziffer in der Cloud liegt

Effekt: Es entstehen Jobs mit Verantwortung. Das Kollektiv (#teamistalles) wirkt regulierend. Die Overhead und Stabskosten sind 0 CHF. Wer Vertrauen missbraucht, wird entlassen. Basis für ein solches System ist ein #Vertrauensvorschuss – dadurch entsteht Loyalität. (vgl auch partnershipvalue.org)

  1. Stories und bitte keine Exceltabellen

Interne Emails sind verboten. Externe Emails versendet jeder selber, cc ist verboten.

To do’s oder Tasks wie wir es nennen werden in Redbooth.com erfasst. Wir versuchen den Zielzustand (Stories) zu beschreiben und den Task jemandem zu zuweisen. Dieser arbeitet an diesem Task und involviert (“tagt”) weitere Personen falls notwendig. Zwischenresultate oder Fragen werden als Kommentar erfasst, Entscheidungen dokumentiert und bei Erledigung einfach ein Häkchen gesetzt. In einer Art Facebook (Stream) sehen alle auf diesen Task zugewiesenen Personen, was der aktuelle Stand ist (d.h. auch der Buchhalter hat einen Redbooth Account). Viele MitarbeiterInnen haben ein fixes Teilzeitpensum (z.B. Grafikerin) pro Woche. Erledigt werden immer die wichtigsten Stories, die anderen werden nach hinten verschoben. Jeder sieht von jedem Mitarbeiter, welche Prioritäten er aktuell hat. Etliche Mitarbeiter arbeiten für diverse meiner Firmen. D.h. die Firmengrenzen werden praktisch aufgehoben. Für die interne Kommunikation, für das Team Building oder kurze Rückfragen benutzen wir Whatsapp.

Ich liebe Whatsapp

Effekt: Der Koordinationsaufwand ist praktisch 0, hohe Transparenz (wer macht was) und die ständige Release-Orientierung erhöht Produktivität. (Stories die nicht so wichtig sind, werden ständig tiefer priorisiert und nach hinten geschoben).

Diese Arbeitstechnik ist stark an SCRUM aus der IT Branche angelehnt.

Wie der Artikel weitergeht erfährst du nächste Woche im 2. Teil.