Spanien, Oktober 2016, Rolf Arni
Als ich 2010 um die Welt reiste, war der Begriff digitale Nomaden noch nicht geläufig. Dies kam erst um 2013. Schon damals erachtete ich es als ideal und möglich, in einem kostengünstigen Bungalow direkt am Traumstrand in Thailand zu wohnen und ebenso konzentriert wie fokussiert an einem Projekt zu arbeiten. Den Begriff digitaler Nomade kennen wir mittlerweile alle. Doch was ist nun ein sharing Nomade?
Es beginnt alles beim Teilen. Bereits 2008 habe ich gemerkt, dass Objektive und Kameras ja eigentlich auch vermietet (also geteilt) werden können. Rentalens war sodann mein erstes Startup – klassisch aus einer Garage geführt von 2009-2011. Danach habe ich mein Büro und Lager mit anderen geteilt, da es noch keine Coworking Spaces gab. In Bern ist das übrigens sehr geläufig und gibt es mehr, als man denkt.
Im September 2014 eröffnete ich mein erstes eigenes Coworking H24 an der Herrengasse, welches kurz darauf erweitert (Büro nebenan, H26) wurde, bis ich ein Jahr später mit Chris Jenny das Coworking Work Central im Oktober 2015 startete. Das waren alles gute Vorläufer zu unserem Schlussprodukt Impact Hub Bern, welcher vorletzte Woche seine Tore öffnete und gut 50 Personen Platz zum Arbeiten und Vernetzen bietet.
Heutzutage benötigt man kein Auto mehr, kein Hotel, kein Taxi. Nichtmal mehr eine Buchhaltungs- oder Zeitmanagementsoftware, geschweige denn ein Sekretariat oder eine Assistenz. Sogar Ideen werden heute geteilt. Es ist alles auf Abruf oder im Monatsabo im Internet zu erhalten. Diese Möglichkeiten werden schon lange von digitalen Nomaden genutzt – man kann sich damit ein gut funktionierendes Geschäft wie z.B. erwähnten Objektivverleih aufbauen und im Idealfall wie Tim Ferris nur 4h pro Woche arbeiten.
Immer mehr Leute schätzen die neue Freiheit, die damit gewonnen wird. So kann ich mich z.B. besser auf ein Projekt oder eine Arbeit fokussieren (plus 13.5%, wie aus dieser Harvard Studie bekannt wird). Die Arbeitnehmer von morgen suchen so immer gezielter nach Arbeitgebern, die eine solche Option anbieten. Aber auch die Firmen erkennen, dass die Mitarbeiter – wenn richtig geführt – von remote her produktiver sind.
Die Masterarbeit von Gabriel Schmid – bei der ich einer der Interviewpartner war- besagt auch klar: “Digitales Nomadentum ist mit einer Festanstellung vereinbar”. Das wichtigste dabei ist Vertrauen, Transparenz und Struktur, sprich klare Regeln, gute Dokumentation, geregelte Erreichbarkeit und flache Hierarchien. Nach der Einschätzung von Lorenz Ramseier (Gründer digitalenomaden.ch) sind die digitalen Nomaden der Vorläufer einer globalen Revolution auf dem Arbeitsmarkt.
Diese Zeilen stammen live von einem digitalen Nomaden – momentan aus dem Coworking Space nibus39 in Palma de Mallorca.
An der Sharecon am 2.11.16 bei uns im Impact Hub bin ich mit von der Partie bei der Podiumsdiskussion. Es hat noch freie Tickets hier.