Wenn ich neue Gäste durch den Hub führe, fragt immer jemand mit erwartungsvoll glänzenden Augen: “Was sind so eure Startup-Superstars? Wie viele Startups gibt es in Bern?” Und dann erzähle ich was von unseren Gründern, Unternehmern und zukünftigen KMUs; von spannenden Projekten, Initiativen und Netzwerken die Menschen neben ihrem Job aufgleisen. Und ihr Gesicht verfinstert sich und sie finden: “Oh.”
Wenn wir von “Startups” reden, denken viele “Unicorn”. Denken: Airbnb, Uber, Facebook. Also Unternehmen, die rasend schnell wachsen, Märkte durcheinander wirbeln und den Gründern Milliarden in die Kassen spülen. Und beim besten Willen: Die gibt’s hier in Bern nicht. Ein einziges “Unicorn” gab es bisher in der Schweiz (MindMaze). Und im Hub gibt es primär Entrepreneurs und Unternehmer: Menschen die etwas “unternehmen”, will heissen TUN. Wer weiss, was aus denen wird. Rein statistisch gesehen scheitern die meisten Startups oder werden ein KMU, also eher Adrianos als Starbucks. Ist das nicht gut genug?
Die Startupper sind die Rockstars unserer Zeit – Silicon Valley ungefähr so mythisch wie Woodstock. Zum Teil ist die Euphorie berechtigt, aber teilweise geht es auf Kosten der “normalen” Unternehmer, für die man nur ein enttäuscht-mitleidiges “oh” übrig hat: Du hast es ganz ohne Darlehen und Investment gestartet? Du willst gar nie verkaufen? Du willst langsam wachsen oder vielleicht auch gar nicht? “Oh.” Dabei sind diese immer noch das Fundament unserer Wirtschaft, schaffen genauso Arbeitsplätze und sind oft auf lokaler Ebene engagiert. Gleichzeitig haben die “Hidden Champions” – weitgehend unbekannte, hochspezialisierte Firmen, die auf ihrem Gebiet führend sind – auch als sogenannte Startups angefangen. Nur dass sie selbst sich wohl nicht so bezeichnet haben und auch nicht im gleichen Mass wie heute gefördert wurden.
Bei uns im Impact Hub Bern sind sowohl glitzernde Zukunftsvisionen willkommen, wie auch ganz bodenständige Firmengründer. Wir wollen Menschen zum TUN inspirieren, zum Anfangen – egal, ob am Ende die Ein-Mann-Firma oder was ganz Grosses wird.
Im Zoo der Startup-Tiere: Von Unicorns, Zebras & Co
Unicorns, Zebras, Drachen….wie ein Blogbeitrag schön zusammenfasst: Legt man all die Startup-Fantasiewesen zusammen, erhält man einen ganzen Streichelzoo. Die Technologiebranche liebt es, fantastische Mythen um ihre grössten Firmen herum aufzubauen. Und wie viele inzwischen festgestellt haben, sind auch die Bewertungen, nach denen diese Startup-Typen kategorisiert sind, oft fantastische Mythen.
Startup. Auf Englisch heisst “to start up” nichts anderes als “gründen, in Gang setzen”. Allgemein versteht man darunter ein Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial. Startups haben es dabei mit einem jungen oder noch nicht existierenden Markt zu tun und müssen erst ein funktionierendes, skalierbares Geschäftsmodell finden. Haben sie dieses gefunden und etabliert, gelten sie allgemein nicht mehr als Startup. Etablierte Unternehmen wollen/müssen auch innovativ bleiben und übernehmen (=kaufen) deshalb Startup. Das ist dann der “Exit” für die Startup-Gründer.
Unicorn. Ein Einhorn (englisch: Unicorn) bezeichnet ein Startup Unternehmen mit einer Marktbewertung, vor einem Börsengang oder einem Exit, von über 1 Milliarde US-Dollar ($ 1M). Laut TechCrunch gibt es aktuell 279 solcher Unicorns (Wiki Liste der Unicorns).
Decacorns. Ein Zehnhorn bezeichnet ein Unternehmen mit einer Bewertung von über 10 Milliarden US-Dollar. Dazu gehören Uber, Airbnb, WeWork, Pinterest, Dropbox und ein paar weitere.
Dragons. Ein Drache ist “ein Unternehmen, das einen ganzen Fonds zurück zahlt”, so dass sich eine einzelne Investition im gleichen Masse auszahlt, wie es ein diversifiziertes Portfolio von Investitionen normalerweise tun würde.
Daneben gibt es noch Ponys (unter $100 Mio) oder Centauren (ca. $100 Mio) und sicherlich bald noch mehr.
Zebras. Sind ein Gegentrend zu Unicorns und verstehen sich selbst als nachhaltig geführte Unternehmen, mit einer langfristigen Perspektive (nicht dem Milliarden-Exit). Mehr dazu hier.