Wie viele Lehrer_innen kennst du, die ein Startup gegründet haben? Und wie viele Berufsberater_innen? Nicht so viele vermutlich. Deswegen ist es auch kein Wunder, wenn die meisten nach dem Matura erstmal studieren gehen und frühestens im Rahmen ihrer Doktorarbeit auf die Idee kommen, etwas eigenes zu gründen: Mir hat auch niemand gesagt, dass das eine Option ist!
Deswegen haben wir die “Youngpreneurs” ins Leben gerufen: Mit dem Wahlfach Entrepreneurship am Gymnasium wollen wir die bestehenden Bildungsangebote ergänzen. Im Schuljahr 2017/18 kamen die ersten 16 Youngpreneurs vom Gymnasium Neufeld während sechs Monaten jeweils drei Stunden am Mittwochabend zu uns in den Impact Hub, um zu lernen was Lean Startup, Design Thinking und Pitching so heisst – und um ihr eigenes Business aufzubauen. Für ein freiwilliges Wahlfach recht viel Aufwand. Dennoch fanden mehr als 50% bei der Schlussbefragung: Ja, das Fakultativfach Youngpreneurs gehört zu den Highlights meiner Gymer Karriere.
Zum Abschluss: Final Pitch vor der Jury
Am Ende der sechs Monate durften die Gymnasiast_innen ihre Ideen vor einer hochkarätigen Jury, Freunden und Familie pitchen. Insgesamt waren über 60 Zuschauer_innen dabei. “Mein Freund hat mehr Zeit für dieses eine Fach verwendet, als für alle anderen zusammen”, sagte eine Gymnasiastin “da wollte ich mir mal anschauen, was das so ist.”
Ihre Ideen? Zeitsparen durch virtuelles Schlange stehen per App, eine Plattform um Schüler_innen für kleine Jobs finden, knotenfreie Kopfhörer-Kabeln dank einer neuen Art von Hülle und stressfreie Zimmerpflanzen mit Rundum Service. Die Jury schonte sie nicht: Wo wird produziert? Wie sieht es mit der Rechtslage aus? Was ist mir der Konkurrenz? Beeindruckt zeigen sie sich aber doch auch: von real existierenden Prototypen und ersten Kund_innen. Die sechs Jury-Mitglieder – die Neufeld-Rektorin Ursula Jenelten, Beruf+Berufung Autor und Journalist Mathias Morgenthaler, Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann, Politikerin Claudine Esseiva, Geschäftsführer Lars Diener-Kimmich von be-advanced und der Anwalt und Investor Manuel C. Frick – sind überzeugt: Die 16 haben einiges gelernt!
Doch bei den Youngpreneurs geht es nicht nur darum Inhalte und Methoden zu vermitteln, sondern die “Unternehmerpersönlichkeit” zu wecken. Wir “Erwachsenen” vom Hub Team waren beeindruckt, wie die Youngster sich in diesen sechs Monaten weiterentwickelt haben, wie sich ihr Auftreten verändert hat, und der Unterschied vom ersten zum finalen Pitch war frappierend. Doch was nehmen sie für sich selbst mit?
Was die Youngpreneurs gelernt haben:
“Ich habe gelernt, wie ich selbst Leute finde um Hilfe zu
erhalten. Ausserdem wurde ich mit der Zeit um einiges Selbstständiger und zielorientierter.”
“Hinter meiner eigenen Idee stehen und diese verkaufen”
“Ich habe einerseits gelernt offener zu sein und auf Leute zugehen zu können und andererseits vor vielen Leuten zu präsentieren.”
“Selbstständig Ziele zu erarbeiten und ein eigenes Projekt aufzubauen.”
Was den Youngpreneurs am Programm gefiel:
“Die Atmosphäre im HUB ist eine komplett andere als in der Schule, dort lernt man nie so etwas.”
“Die Atmosphäre im Impact HUB, die Leute & der Groove waren der Hammer!!!”
“Ich fand super, dass das Programm vom Niveau nicht für uns angepasst wurde, sondern echte Inhalte wiedergegeben hat, die so auch für “echte” Startups gelten.”
Ziel erreicht? Ja, aber es geht noch besser!
Haben wir unser Ziel erreicht, einen anderen Weg aufgezeigt? Ja! So wird beispielsweise Jonathan erstmal ein Praktikum beim im Impact Hub ansässigen Startup “BodyGee” machen, bevor er studieren geht. Und er ist nicht der Einzige, der nun erst Erfahrungen in der “realen” Welt sammeln will, bevor er sich wieder Wissen in einem Studium aneignet. Prototyping halt.
Für uns geht es im Herbst weiter: Diesmal mit vier Berner Gymnasien: Neufeld, NMS Bern, Feusi und Freies Gymnasium Bern. Unser Prototyping war erfolgreich, nun geht es ans Scaling. Deswegen geben wir das Schlusswort Beat Leiser, Wirtschaftslehrer am Gymnasium Neufeld und unser Partner bei der Durchführung:
“Die Zusammenarbeit mit dem Impact HUB bei der Konzipierung und der Durchführung des Kurses “Youngpreneurs” war für mich das Highlight des letzten Schuljahres. Als führendes Gymnasium auf dem Platz Bern haben wir mit Chris Jenny (Projektverantwortlicher Youngpreneurs und Co-Gründer Impact HUB) und Yacine Bouazdia (Projektmanager bei be-advanced) zwei Start-up Profis gefunden, die wie wir der Qualität verpflichtet sind.
Neben den inhaltlich interessanten Theorie Inputs rund um die Umsetzung einer eigenen Business Idee, haben mich vor allem die zahlreichen Jungunternehmer und anderen spannenden Menschen fasziniert, mit welchen ich mich im Verlauf des “Youngpreneurs” Kurses austauschen konnte. Die Einblicke in die Start-up Welt und die Kontakte zu Wirtschaftsführern, welche ich dank dem Impact HUB gewinnen konnte, sind für mich nicht nur eine grosse persönliche Bereicherung, sondern ermöglichen es mir auch meinen Unterricht zu aktualisieren und interessante Unternehmensbesuche für meine Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zu organisieren.
Ich freue mich auf die nächste Durchführung von Youngpreneurs ab Sommer 2018 im Impact HUB!”
Dieses Programm war nur dank der Unterstützung durch eine anonyme Stiftung möglich, sowie der unbezahlten Zeit, die uns die Keynote-Speaker und be-advanced zur Verfügung gestellt haben. Danke euch allen! Wer mehr zum “Youngpreneurs” wissen will: [email protected]