Das “PFLab” ist das Innovationslabor der PostFinance. Was das PFLab anders als die PostFinance macht, wie sie mit Startups zusammenarbeiten und wieso sie die Partnerschaft mit dem Impact Hub aufbauen, erzählt uns Alice Dal Fuoco, Innovationsmanagerin, und verantwortlich für die Partnerschaft.
Was ist im PFLab anders als in der PostFinance und wie ermöglicht das «Innovation»?
Im PFLab geniessen wir den Freiraum anders sein zu dürfen – nicht «crazy» aber doch explorativ unterwegs zu sein. Das fängt schon damit an, dass wir keinen Chef haben, sondern soziokratisch aufgestellt sind: Wir entscheiden im Kollektiv.
Diesen Freiraum brauchen wir, wenn wir uns mit der Zukunft beschäftigen – und zwar nicht mit nächstem Jahr, sondern mit dem, was in den nächsten 10-20 Jahren passieren kann; muss; soll. Unsere Aufgabe ist es Innovationen voranzutreiben und neue Geschäftsfelder für die PostFinance zu eröffnen. Mit dem Daily Business einer Bank haben wir wenig zu tun. Dazu gehört es eine Community von innovativen Querdenkern aufzubauen und Startups eine Starthilfe zu geben.
Welche Herausforderungen hat die PostFinance bei der Zusammenarbeit mit Startups? Was funktioniert gut, was nicht so?
Gut funktioniert nichts am Anfang (lacht). Startups sind natürlich das Gegenteil eines grossen Konzerns wie es die PostFinance ist: Sie denken und handeln kurzfristig, sind risikofreudig. Das führt zwangsläufig zum «Culture-Clash».
Wir im InnoTeam fühlen uns selbst wie ein Startup und versuchen aus diesem Blickwinkel die Brücke zwischen den externen Startups und der internen Corporate-Welt zu schlagen. Wir agieren als Mediator zwischen neuen, frischen Services und dem «seriösen», etablierten Business. Es ist ein ewiges Lernen wie diese Kollaboration funktionieren kann, mit vielen Fehlern unterwegs. Aber die Success-Stories geben Freude und machen das Ganze lohnend!
Ganz konkret: Wichtig ist, dass für beide Seiten durch die Kollaboration ein Mehrwert entsteht. Deswegen ist es oft einfacher für uns, mit jungen Startups zu arbeiten als mit etablierten Startups, bei denen wir nur einer von vielen Partnern sind. Dabei ist der persönliche Kontakt zwischen den Menschen zentral, so lässt man sich eher für eine neue Idee gewinnen.
Welche Themen interessieren die PostFinance im Bereich Innovation aktuell, was sind eure «Hot Topics»?
Daten Ökosysteme! Nicht umsonst sind die erfolgreichsten Unternehmen heute Apple, Google, Amazon, Facebook und Co. Als Bank sitzt man zwar auch auf vielen Daten, nur der Datenschutz ist ein anderer. Deswegen ist die grosse Frage einerseits, wie kann man diese so anonymisieren, dass man dennoch etwas Sinnvolles damit machen kann. Andererseits stellt sich die Frage, wie die Nutzenden, die ja diese Daten produzieren, die Hoheit über ihre Daten zurückerhalten und auch Geld damit verdienen können. Hier wären die Schweiz und ihre Banken prädestiniert um eine Lösung zu finden.
Dann: Vorsorge 2.0: Wie sieht das in Zukunft aus, «Sparen»? Komplett personalisiert, modular, in das Leben integriert – und sicher nicht so trocken wie Gespräche mit dem Versicherungsvertreter es heute oft sind…
Und persönlich faszinieren mich «non-bankable assets» zusammen mit «Tokenisierung». Statt in unverständliche, abstrakte Aktienpakete oder digitales Geld anzulegen, kaufe ich Anteile an einem physischen Gegenstand, dessen Wert sich in den Folgejahren steigert: Oldtimer, Luxus-Uhren, Kunstwerke oder Wein.
Du nennst dich “Innovation Enabler, Trend Researcher, Startup Scout, Design Thinker”. Wie bleibst du zu Trends auf dem Laufenden?
Lesen, lesen lesen! So wie andere Wirtschaftsteil lesen, lese ich mein RSS Feed, Newsletter und Studien. Zusätzlich lese ich Bücher, die nicht direkt mit meinem Job zu tun haben – aktuell über die Quantifizierung im sozialen Kontext.
Ich folge vielen Instituten wie dem Future LaboratoryProtein; WIRE in Zürich; das deutsche Zukunftsinstitut; und auch das WEF macht super Studien zum Thema Zukunft der Arbeit. Die Agentur Fjord zeigt Mikro-Trends auf, was oft spannender ist als Mega-Trends wie «Digitalisierung».
Es lohnt sich auch «Thoughtleadern» zu folgen, wie Tim Brown von IDEO; Bill Gates (der auf LinkedIn immer seine Top Readings postet), Jack Ma von AliBaba, Ray Kurzweil von der Singularity University. Und natürlich der Hype Cycle von Gartner und Google Trends.
Und was sucht die PostFinance im Impact Hub? Wie wollt ihr diese Partnerschaft nutzen?
Die PostFinance hat viele Partner, aber wir freuen uns jetzt mit dem Impact Hub die erste Partnerschaft spezifisch im Startup Ökosystem aufzubauen! Diese stand schon länger zur Debatte, denn wir wollen unbedingt die Hauptstadt Bern stärken, im Innovationsbereich ist zu vieles Zürich-orientiert.
Durch die Partnerschaft können wir Kräfte und Skills bündeln und voneinander profitieren. Die PostFinance Mitarbeitenden können im Impact Hub arbeiten und kommen so aus dem Büro und dem Daily Business heraus. Dass das Bedürfnis da ist, haben wir gesehen: Wir hatten den Vertrag noch nicht mal unterschrieben und schon die ersten Raumbuchungen!
Wir suchen auch die Nähe zu den Menschen, die im Hub arbeiten, selbst wenn sie nichts mit FinTech machen. Mit Formaten wie dem LunchLab wollen wir Menschen inspirieren. Ein solches Format wäre bei uns schon nur aus logistischen Gründen viel komplizierter.
Vor allem seid ihr vom Hub gleichgesinnte Menschen: «Do-er», die gerne Sachen anreissen. Das schätzen wir mega.