Csilla Ott, derzeit Hubonautin im Impact Hub, hat sich auf die Suche gemacht nach Impact Hub Membern, die Selbstständig arbeiten und Kinder haben. Den ersten Teil dieses Blogbeitrags über Selbstständig sein und Kinder haben findest du hier.
Bettina Hirsig – eigenes Start-up beflügelte ihr Muttersein (2 Kinder, 3 J und 14 Mt.) www.pacific-catch.ch und www.geileeier.ch
“Rede mit mir, sei einfach da”, sagte sie jeweils zu ihrer Mutter, als Antwort auf die Frage, wie diese sie am besten unterstützen könne. „Wichtig für mich war für mich der Start meines eigenen Projektes www.geileeier.ch. Er gab mir die nötige geistige Herausforderung, neben meiner neuen Rolle als Mutter”, erzählt Bettina. “Beim zweiten Kind habe ich nochmal von vorne angefangen, das hatte ich nicht erwartet”, gibt sie zu. Das Klischee, dass nach der zweiten Geburt alles als leichter empfunden werde, weil man ja schon geübt sei, traf bei ihr nicht zu. Die Grosseltern waren und sind bis heute eine grosse Stütze der Familie.
Rückblickend findet sie Humor eine zentrale Eigenschaft, um schwierige Zeiten zu überstehen. “Wir machen uns auch oft selber fertig, mit dem ganzen Optimierungswahn. Es gibt einfach zu viele Optionen und Möglichkeiten zur Auswahl in unserem heutigen Leben.” Im Gespräch mit ihrer Mutter hat sie herausgefunden, dass der Druck, die richtige Wahl oder Entscheidung zu treffen, enorm gewachsen ist. Heute haben wir so viele Ausbildungsmöglichkeiten, so viele unterschiedliche Erziehungsmethoden, so viele Lebensstile und Möglichkeiten. Nicht nur für Eltern ist es eine Herausforderung, das Richtige zu tun oder zu lassen. Hinzu kommt das Streben nach der Selbstoptimierung als Individuum. Bettina fasst zusammen, wie sie versucht, der ständigen Optimierungsfalle zu entkommen: „Werte, die wir unseren Kindern vorleben und mitgeben, sind wichtiger, als die eigene Perfektion.“
Ihre Kinder sind noch klein. Für die nahe Zukunft träumt Bettina von einem Wohnumfeld, in dem sich Eltern, Grosseltern und Nachbarn gegenseitig bei der Kinderbetreuung unterstützen. Sie ist sich bewusst, dass sich die Herausforderungen mit dem Alter der Kinder ständig verändern und dass die Familie sich in einem konstanten Change-Prozess befindet.
Welche Eigenschaften braucht es, um konstante Change-Prozesse zu durchleben? Zwei ragen besonders hervor: Abenteuer- und Pioniergeist. Vorhang auf für
Fabian Leuthold, Teilzeitpionier (zwei Kinder, 4 und 2 Jahre), www.mast31.ch
“Hat es überhaupt Platz für so einen wie mich?” fragt Fabian. Er steckt in der Aufbauphase seines Unternehmens mast31.ch und arbeitet Teilzeit, also 50-60%, um sich zusammen mit seiner Partnerin möglichst ausgeglichen um die beiden Kinder und den Haushalt kümmern zu können. Er entspricht nicht dem Klischee eines Start-up Unternehmers, der Tag und Nacht an seinen Projekten arbeitet und dabei die Grenzen seiner Belastbarkeit ignoriert, bis es kracht.
Für ihn ist eine passende Life-Balance Voraussetzung für langfristige Gesundheit. Die Geburt seines zweiten Kindes fiel in die gleiche Zeit wie seine Firmengründung. So war es für ihn klar, dass er weder Tag und Nacht arbeiten konnte, noch wollte. “Das kann man als naiv oder pionierhaft bezeichnen”, meint er zu seinem Vorhaben, sein Arbeitspensum den Bedürfnissen der Familie anzupassen. Die Festanstellung seiner Partnerin, die ebenfalls Teilzeit arbeitet, gibt der jungen Familie den finanziellen Rückhalt, ohne den es vorerst nicht gehen würde. “Das grosse Risiko in der frühen Unternehmensphase sehe ich darin, dass anfangs kaum Einnahmen kommen. Viele Start-up Unternehmerinnen und -Unternehmer kompensieren dies mit einer Teilzeitanstellung nebenher. Wenn dazu die kleinen Kinder, Haus- und Beziehungsarbeit und die anspruchsvolle Aufbauphase im eigenen Unternehmen kommt, besteht die Gefahr, sich in kürzester Zeit total zu überfordern.“ Gute Planung, Flexibilität und Resilienz sind essentiell. Hinzu kommen Genderthemen, wie etwa Männer oder Väter in Teilzeitanstellung, hartnäckig sitzende Rollenvorstellungen von der Aufteilung der Hausarbeit oder der Höhe des generierten Einkommens.
Fabian war früher bei der Fachstelle UND für die Gleichstellung von Frau und Mann in Zürich tätig. Als Genderfachmann gibt er offen zu, dass einige Rollenklischees hartnäckig haften, sogar bei ihm: “Das Bild, das bei mir auftaucht, ist das vom Mann, der ununterbrochen 150 Prozent seiner Energie geben und mindestens genau so viel Geld verdienen sollte, wie seine Partnerin.“ Für Fabians Partnerin ist es selbstverständlich, dass sich beide pragmatisch im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten um Familie und Haushalt kümmern. Mittel- bis langfristig würde ein ausgebrannter Vater dem ganzen System nur schaden. Dessen ist sich Fabian bewusst und hat vorerst nicht vor, am aktuellen Modell etwas zu ändern.
Was er sich aber im Hinblick auf das schnelle Tempo der Arbeitswelt wünscht, ist eine geeignete kurzfristige Kinderbetreuung. Einige Kitas haben das im Angebot. Der Impact Hub Bern hat das Bedürfnis auch erkannt und organisiert eigene Events wann immer möglich tagsüber, damit Eltern abends nicht noch zusätzlich Betreuung organisieren müssen. Und Fabian? Der leistet weiterhin ausdauernd Pionierarbeit als Start-up Gründer in Teilzeit! Er sprüht vor Ideen und ist an Kontakten zu anderen Eltern interessiert, um sich über weitere ungeahnte Möglichkeiten und Projekte von und für Unternehmer-Eltern auszutauschen.
Gemeinsam
Nun habe ich verschiedene Modelle kennen gelernt. Ich merke, dass alle ihre eigenen Modelle immer wieder evaluieren. Ausserdem fällt mir auf, dass es mehrere Bezugspersonen braucht, wie Partner, Grosseltern, Freunde, und Verwandte, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Solche Netzwerke bilden das tragende Element für die Kombination von Familie und eigenes Unternehmen. Womit wir wieder beim Impact Hub sind. Und der Antwort auf die Frage zu Beginn: 100% möglech. Gmeinsam.