Als Flüchtling in die Schweiz und via Hub & Powercoders zum Job

Dank Powercoders finden immer wieder neue Talente den Weg in die Schweizer IT-Branche.

Er lebt in der Region Bern und hat mit seiner Frau zusammen einjährige Zwillinge. Und nun arbeitet Anil seit ein paar Monaten bei der UBS in Zürich als First Level Support in der Informatik, doch das war nicht immer selbstverständlich. Lies hier die erstaunliche und beeindruckende Reise, welche er dafür zurückgelegt hat.

Dank Powercoders finden immer wieder neue Talente den Weg in die Schweizer IT-Branche. Bild: Powercoders.

Frederike Asael | Impact Hub Bern: Anil, wir haben uns kennengelernt, als du neu in der Schweiz warst. Jetzt arbeitest du in einer Festanstellung bei einer Grossbank, ein Traum ist wahr geworden. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Anil | Powercoders-Alumni: Vor fast dreieinhalb Jahren mussten ich und meine Frau unser Land aus politischen Gründen verlassen. Es war sehr gefährlich dort für mich und wir hatten keine andere Wahl. Ich erhielt hier Asyl als politischer Flüchtling. Wir landeten in einer Asylunterkunft im Kanton Bern und haben uns bemüht, möglichst schnell zu verstehen, wie wir hier Fuss fassen können. Ich durfte einen Kurs bei der Swisscom absolvieren, dieser fand im Impact Hub Bern statt. Eines Tages fragte ich dort am Empfang, was eine Mitgliedschaft kosten würde, denn ich brauchte einen Ort, wo ich in Ruhe Deutsch lernen und mir IT-Kenntnisse aneignen konnte. In dieser Zeit wurden unsere Zwillinge geboren und zuhause gab es keinen ruhigen Moment. Mit meiner Frau hatte ich ausgemacht, dass ich alles daran setzen würde, möglichst schnell mein Wissen in der IT zu erweitern und einen Job zu finden. Ich habe damals alle möglichen Orte nach einer Möglichkeit abgeklappert, in Ruhe lernen zu können, ohne Geld auszugeben. Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass man im Burger King stundenlang lernen kann, ohne etwas zu bestellen (schmunzelt).Im Impact Hub Bern besuchte ich dann eine Informationsveranstaltung der Powercoders, der Programmierschule für Geflüchtete. Mit der Bewerbung hat es dreimal nicht geklappt - eines Tages traf ich aber die Powercoders-Crew an einem regelmässigen Community-Treffpunkt namens Stammtisch vom Hub. Dann ging alles schnell und ich wurde ins Programm aufgenommen. Ab dann ging es aufwärts. Nach dem Abschluss der Powercoders-Weiterbildung durfte ich zur UBS in ein Praktikum, nun wurde ich dort übernommen in einer Festanstellung.

Eine grosse Chance: Für IT-Talente, aber auch für die interessierten Unternehmen. Bild: Powercoders.

Frederike: Wow, das ist so toll. Das muss dir und deiner Familie sehr viel bedeuten!

Anil: Ja, absolut. Ich bin enorm dankbar. Die Tage sind mit fast drei Stunden Arbeitsweg zwar lange, aber die Arbeit ist super. Mittelfristig werden wir wohl in die Nähe meiner Arbeit ziehen.

Frederike: Wenn du etwas in der Schweiz ändern könntest, was wäre das?

Anil: Wenn du in ein völlig fremdes Land kommst, musst du eine Menge Sachen verarbeiten; von der Sprache aus, hin zu den Regeln, zur Kultur und vieles mehr. Das sind Dinge, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben und für die Menschen, die in diesem Land geboren sind, logisch sind. Und mit einem Mal sollst du alles perfekt können und innert wenigen Monaten verstehen. Ich wünsche mir, dass Schweizerinnen und Schweizer etwas Geduld haben mit Geflüchteten.

Frederike: Als du in die Schweiz kamst, über was hast du dich denn am meisten gewundert, was hat dich beeindruckt?

Anil: Beeindruckt hat mich, das erste Mal die Stadt Bern vom Rosengarten aus zu sehen - da stockte mir der Atem, so schön ist das. Und auch sonst ist die Schweiz atemberaubend grün mit vielen Wäldern überall. Ausserdem sind die Menschen hier körperlich fit und ernähren sich gut. Sie essen ganz oft Salat. Es scheint mir übrigens eine Unmöglichkeit, Fleisch zu kaufen, welches Halal ist. Sonst hab ich gemerkt, dass alles sehr durch getaktet ist, alles folgt einem Plan. Ich sehe selten Menschen, die sich spontan besuchen.

Powercoders-Event in der Berner Heiteren Fahne. Bild: Powercoders.

Frederike: Würdest du die Programme, die du durchlaufen hast, auch anderen empfehlen?

Anil: Natürlich! Hubonaut im Impact Hub Bern zu sein, war eine ganz wichtige Station auf meinem Weg, der Hub hat einen ganz ähnlichen Spirit wie Powercoders. Zusätzlich kann ich auch das Programm der Swisscom und den HiCoders-Kurs empfehlen. Ich denke zudem, dass die Unterstützung, die die UBS für die Powercoders und ähnlichen Programme leistet, ebenfalls von unschätzbarem Wert ist. Der Impact Hub war der Startschuss, um zu lernen, wie das Leben in der Schweiz funktioniert, was Menschen hier arbeiten. Ich habe eine Menge gelernt; über das Leben in der Schweiz, die Menschen, die Stadt und super Freundschaften geschlossen.

Vielen herzlichen Dank, Anil und dir und deiner Familie nur das Allerbeste.

Mehr über das Volunteer-Programm Hubonauts erfährst du hier: https://bern.impacthub.net/hubonauts

Mehr zu den Powercoders erfährst du hier: www.powercoders.ch

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