Michael Wälti und Frédéric Mathier sind beide Hub-Member und jeweils mit ihren eigenen Geschäften selbstständig. Im zweiten Teil sprechen sie darüber, welche unverhofften Möglichkeiten sich für sie aus Begegnungen im Hub ergeben haben, wie sie selbst die Balance zwischen Austausch und fokussierter Arbeit halten und wie man Feedback für die eigene Arbeit erhält.
Impact Hub Bern: Im ersten Teil des Gesprächs habt ihr es bereits angeschnitten, die Chancen für Vernetzung im Impact Hub Bern, die auch zu einer Zusammenarbeit führen kann. Das möchten wir hier noch vertiefen. Zunächst aber: Wie seid ihr euch eigentlich über den Weg gelaufen?
Michu: Vor ein paar Jahren bot Frédéric ein Seminar zum Thema Verhandeln an. Ich war dabei und konnte sehr von Frédérics Erfahrungen profitieren, und habe nach dem Seminar gleich meine Coaching-Pakete und Preise angepasst. Frédéric hat den Teilnehmenden sehr praktische und einfache Tools mitgegeben. Ich schätze das, wenn Menschen wie Frédéric in den Hub kommen und solche Events anbieten, obwohl anfangs wohl nicht viel dabei rausschaut.
Ich finde es super, dass der Impact Hub Bern eine solche Atmosphäre schafft, in der man einfach auch mal geben kann, einen Event machen oder ein Angebot platzieren kann und, wer weiss, vielleicht über zig Ecken dann später etwas zurückkommt. Das durfte ich im Hub mehrmals erleben, der Ort stimuliert das auf eine sehr schöne Art.
Frédéric: Bereits vor dem Seminar waren uns Michu und ich im Hub begegnet - etwa an der Kaffeemaschine, am Seminar haben wir uns erstmals länger ausgetauscht. Und obwohl wir verschiedene berufliche Hintergründe haben, so fanden wir doch schnell Anknüpfungspunkte. Finde auch cool, dass Michu das Angebot vom Impact Hub Bern aktiv nutzt. Etwas, das viele Member noch mehr machen sollten, meiner Meinung nach. Es gibt viele Möglichkeiten sich zu vernetzen, nicht nur an der Kaffeemaschine.
Impact Hub Bern: Was spielt ein Ort wie der Impact Hub Bern auf dem Weg zur Selbstständigkeit für eine Rolle?
Michu: Für mich war es der Startpunkt. Es war erst das zweite Mal, als ich im Hub war, da sprach mich Dino Beerli von Superloop gleich an und fragte mich direkt und auf den Punkt: «Und, was machst du»? (lacht) Damals beschäftigte ich mich primär mit Körpersprache für Business Speaking. Er dachte kurz nach sagte: «Ah ok. Dann organisiere ich rund 20 Personen für deinen Input, hast du Zeit?» Ich meine, was könnte schöner sein, als wenn du frisch an einen neuen Ort ankommst, und jemand kommt und öffnet dir Türen. So konnte ich ein Seminar halten, Erfahrungen sammeln und mich vernetzen. So etwas funktioniert nicht, wenn man nur zuhause am Laptop sitzt und nicht direkt mit den Menschen interagiert. Deswegen sind so Orte, wie der Impact Hub Bern extrem wichtig. Wo sehr viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Wirtschaftssektoren zusammenkommen.
Frédéric: Ich habe genau gleich angefangen, bin auch einfach mit der Idee zum Impact Hub Bern gekommen. Finde, solche Orte wie der Hub, bieten einen Rahmen, der wichtig ist fürs Selbstständigsein. Denn oft bewegt man sich in Kreisen, wo man nur hört, was nicht funktioniert oder was schief gehen könnte. Hier kommst du rein und siehst auf der Member Wall diese vielen Gesichter, diese vielen Ideen und staunst, was alles möglich ist. Es ist der Rahmen, die Menschen, die den Weg zur Selbstständigkeit schon gegangen sind oder auf dem gleichen Weg sind. Und was ich auch wichtig finde: Bevor man auf die grossen Bühnen gehen kann, muss man auch auf kleineren Bühnen bestehen können und üben können. Solche Bühnen bietet der Impact Hub Bern auch immer wieder. Tolle, ehrliche Feedbacks, die man nutzen kann.
Impact Hub Bern: Hier im Impact Hub Bern kann man viel «konsumieren», doch der Ort ist vor allem auch als solcher gedacht, wo man selber anpacken kann und soll. Wie findet ihr das?
Frédéric: Ich bin nicht hierher gekommen, damit ich unterhalten werde, sondern mit dem eigenen Antrieb, etwas zu machen, etwas zu verändern. Hier habe ich den richtigen Ort, den Rahmen und Netzwerkmöglichkeiten gefunden, mit dem das möglich ist. Und ich glaube auch daran, dass es immer ein Geben und Nehmen ist – so sehe ich das auch, wenn ich im Hub bin.
Michu: Finde ich auch. Zuerst einmal etwas geben – sei es auch einfach deine Zeit – finde ich etwas Wichtiges. Zusammen Kaffeetrinken, kennenlernen, sich einbringen. Man lernt auch immer wieder Menschen kennen, die unerwartet vieles zu erzählen oder zu teilen haben. Oder sich für meine Themen interessieren. Diesen Austausch zwischen Membern und Gästen finde ich schön. Und dieser Austausch entsteht nur, wenn man auch was von sich preisgibt – und nicht nur als Konsument in den Hub reinläuft. Was auch zum Thema Selbständigkeit passt, in die man in den ersten Jahren meist mehr reingibt, als dabei rausschaut.
Impact Hub Bern: Letzte Frage, was kommt bei euch demnächst oder was wollt ihr den Lesenden an dieser Stelle noch mitgeben?
Frédéric: Michu, ich biete ansonsten auch noch ein Modul an: «Monetarisierung von Präsentationsskills» (lacht). Zur Frage, was ich mitgeben möchte: Ich habe gerade ein Buch veröffentlicht – und kann es selber noch nicht ganz glauben.Doch noch wichtiger, als kleiner Ratschlag meinerseits: Einfach mal anfangen, sich trauen. Meint ihr, dass mein erster Vortrag oder meine erste Podcast-Folge gut waren? (lacht). Wenn du dich im Nachhinein nicht für deinen ersten Workshop, deine erste Webseite oder deinen ersten Post schämst, hast du zu lange gewartet, um loszulegen (lacht).
Michu: Ich plane für dieses Jahr einzelne Themen-Workshops im Hub. Und sonst baue ich gerade meinen Blog auf LinkedIn und auf meiner Website aus - dort erhaltet hier viel Hilfe für kein Geld. Und ich freue mich auch jeden gemeinsamen Kaffee mit Hub-Members - meldet euch einfach!
Lieber Michu, lieber Frédéric, danke für das Gespräch!