Dominique, wer bist du in deinen eigenen Worten?
Ich brauche und suche die Vielfalt. Ich bin neugierig, familienorientiert und mag Sport als Kontrast zum Büroalltag - da bin ich polysportiv unterwegs, ich mag eigentlich das Meiste, was draussen ist und Weite hat. Im Job gehe ich auch in der thematischen Vielfalt auf, die Unternehmenslandschaft gibt sehr viel her und ist unerschöpflich.
Was sind deine Superpowers und ein Funfact?
Meine Superkräfte sind, dass ich gut auf alle Arten von Menschen zugehen kann, Anschluss finde und einen Bezug herstellen kann. Etwas Bemerkenswertes über mich ist, dass ich etwas schusselig bin und oft Gegenstände verlege. Meine Frau hat darum meine Schlüssel getaggt (lacht).
Du bist seit fast drei Jahren Leiter des Firmenkundengeschäfts der BEKB. Du hast also mitten in der Pandemie angefangen. Du bist ganz nah an den Berner KMU dran: Wie haben sich die Herausforderungen eurer Kund:innen innerhalb dieser Zeit geändert?
In den Unternehmen wird heute mit der Erfahrung aus der Corona-Zeit viel flexibler gearbeitet. Diese noch einmal erhöhte Anpassungsfähigkeit wird ständig unter Beweis gestellt. Daneben gibt es Geschäftsmodelle, die mit erhöhten Unsicherheiten bezüglich disruptiver Veränderungen konfrontiert sind. Zusätzlich schwingt teilweise unter dem Eindruck der Pandemie vermehrt die Frage mit: "Fliegt uns plötzlich alles um die Ohren”?
Und wie haben sich die Bedürfnisse geändert?
Die Firmen planen heute anders und realistischer. Realistischer in dem Sinne, dass man zwar einen langfristigen Plan hat, aber auch weiss, dass eine rollende Planung wichtiger ist denn je - um agil auf all die Faktoren reagieren zu können, die wir schlicht nicht so weit voraus einbeziehen können. Finanzielle Reserven wurden wichtiger, aber auch eine bessere Vorbereitung auf Unsicherheiten.
In einem ersten Moment wurden Ausgaben, auch für Innovation, zur Liquiditätssicherung heruntergefahren und zurückgehalten, teilweise wurden entsprechend auch Leute entlassen. Aber trotzdem musste man rasch auch wieder an die Zukunft denken und zukunftsgerichtet investieren. Das war natürlich ein Balanceakt, aber auf Dauer funktioniert die angezogene Handbremse nicht.
Welche Chancen siehst du für die Zukunft?
Firmen stellen sich robuster auf für die Zukunft, stützen sich breiter ab. Die Digitalisierung wird hochgefahren, entsprechend profitieren beispielsweise IT-Firmen. Berner Unternehmer:innen, übrigens inklusive Banken, könnten noch viel mehr Potenzial nutzen - darum sage ich: tauscht euch aus und habt keine Angst, zu viel preiszugeben. Das Einzelkämpfertum wird nicht zu den Ergebnissen führen, die ihr wollt.
Zoomen wir mal einen Moment aus Bern raus, schauen uns die Wirtschaftslage in der Schweiz und Welt an und denken auch an all die anderen Faktoren, Stichwort VUCA-Welt. Welche Chancen und Risiken siehst du nun für die Berner Firmen und KMU?
Wir haben ein gutes Ausbildungsniveau und eine gute globale Vernetzung in Bezug auf Märkte, es gibt sehr interessante und erfolgreiche Nischenstrategien. Die Sensibilität auf die lokale Wertschöpfung wurde in der Pandemie erhöht. Es zählt nicht nur der Preis. Ein Teil der Vulnerabilität kann eine Firma abfedern, wenn sie sich auf Lieferanten im lokalen oder nahen Ausland fokussiert. Es gibt also teilweise einen Gegentrend zur krassen Globalisierung, in der die Tragfähigkeit von Beziehungen und lokale Nähe in den Hintergrund treten. Das spricht auch für eine lokale Community und langfristige Beziehungen, die auf Vertrauen basieren.
Das ist eine gute Überleitung zum Impact Hub: Wie war deine erste Begegnung mit dem Hub?
Ich habe darüber gelesen und mich dann mit Frederike in Verbindung gesetzt und später an einer FailNight teilgenommen. Insgesamt war ich wohl so ein Dutzend Mal im Hub.
Welche Rolle kann der Impact Hub für Firmen spielen? Wo siehst du dort Potential und Synergien?
Der Hub ist für mich eine Plattform, die Menschen und Unternehmen zusammenbringt, an einem zentralen Ort und auf attraktive Weise - darin liegt eine grosse Kraft. Und das ist auch eine Bereicherung für die Mitarbeitenden dieser Unternehmen, ein Ort der Begegnung. Das kann in entwickelten Corporate Strukturen schwieriger sein. Das muss dann an externen Orten passieren wie eben beispielsweise am Impact Hub.
Oh, das klingt gut. Da kann ich dich gerade um Rat fragen. Ein Teil meint, wir sind ein Wullesockeverein, ein anderer meint, wir sind die Verkörperung der bösen Wirtschaft - dabei sind wir weder das eine noch das andere. Wie würdest du den Hub schmackhaft machen für diejenigen, die noch nie bei uns waren?
Denjenigen aus der Wirtschaft, die euch nicht ernst nehmen, empfehle ich ganz einfach: Geht vorbei und taucht ein. Ich bin zuversichtlich, dass ihr dann eure Meinung ändert. Den anderen würde ich sagen: Wir sind alle Teil der Wirtschaft, ob wir wollen oder nicht. Und darum macht es aus meiner Sicht mehr Sinn, sich mit dem “wie” auseinanderzusetzen und verschiedene Perspektiven zu diskutieren. Und dort bietet der Impact Hub nicht nur Inspiration, sondern auch handfeste Lösungsvorschläge.
Was wünschst du dir mehr von der Berner Wirtschaft und den EntscheidungsträgerInnen?
Macht trotz der neuen und schwierigen Rahmenbedingungen, das, was ihr bis jetzt erfolgreich macht: flexibel, innovativ und mutig vorwärtsgehen. KMUs sind eigentlich sehr pragmatisch, müssen sich aber häufig mit Bürokratie herumschlagen, da treffen Welten aufeinander und es braucht Entlastung. Das heisst auch, holt euch Unterstützung von allen Seiten - lasst euch nicht durch das Umfeld entmutigen. Und lasst uns gemeinsam Sichtbarkeit schaffen für gute Beispiele, lasst uns die Geschichten von spannenden Unternehmen erzählen, die einen Weg gefunden haben. Das gibt allen Aufwind. Da spielt ihr als Impact Hub auch eine wichtige Rolle: Ihr erzählt ja solche Geschichten.
Inwiefern hat die Zusammenarbeit mit dem Impact Hub Bern die Berner Kantonalbank inspiriert oder dazu angeregt, ihre Dienstleistungen oder Angebote anzupassen, um den Bedürfnissen sozialer Unternehmerinnen und Unternehmer besser gerecht zu werden?
Unsere Bank hat von Haus aus etablierte Strukturen, die sich eher langsam bewegen. In den letzten Jahren hat sich in Sachen Beweglichkeit einiges getan, aber wir können immer frische Ideen mitnehmen. Ich schätze die Interdisziplinarität und Geschwindigkeit, in der aktuelle Themen aufgenommen werden und die Vielfalt der Ideen. Ha, da wären wir wieder beim Anfang unseres Gesprächs!
Vielen Dank, Dominique, dass du dir für unser Gespräch Zeit genommen hast!